Die letzten Wale

Einige Walarten  sind nicht mehr zu retten (VII)

Wale und Delfine – beide wecken unter Meeresfreunden, Umweltschützern, Tauchern, Meeresbiologen, Verhaltensforschern und vielen anderen große Emotionen. Der Kölner Unterwasserfotograf- und –filmer Ralf Kiefner hat sich ganz den Walen und Delfinen verschrieben. Vor wenigen Tagen ist seine Wal-App erschienen, die SW-online an dieser Stelle  vorgestellt hat.

Aus diesem Anlass beantwortet er uns in loser Folge aktuelle Fragen zum Thema Wale und Delfine, die nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch und vor allem für den ganz normalen Sporttaucher oder Hobbyschnorchler interessant sind.
Im siebten Teil unserer Serie geht es um Arten, für die es jetzt schon zu spät sein könnte.

Silent World fragt:
Walschutz ist ja ein ganz großes Thema. Nun gibt es etwa 80 Arten von Walen. Sicherlich sind nicht alle gleichermaßen gefährdet. Von welchen Arten werden wir uns denn bald verabschieden müssen und welche bleiben uns – einigermaßen vernünftiges Verhalten vorausgesetzt – noch etwas länger erhalten?

Ralf KiefnerRalf Kiefner
Es gibt Arten, bei denen ist der Bestand recht stabil ist und Arten, die kurz vor dem Aussterben stehen. Um alle bedrohten Arten hier aufzulisten, reicht der Platz nicht aus, deshalb hier nur die am stärksten bedrohten Arten. Einige dieser Arten werden wohl auch mit bestmöglichem Schutz nicht mehr zu retten sein:

Atlantische Nördliche Glattwale: Der geschätzte Restbestand besteht aus etwa 300-400 Tieren im gesamten nördlichen Atlantik.

Pazifische Nördliche Glattwale: Nur noch etwa 500 Pazifische Nördliche Glattwale leben im gesamten Nord Pazifik. Nur etwa die Hälfte von ihnen ist geschlechtsreif.

Grönlandwale: Der Grönlandwal-Bestand scheint sich in den letzten Jahren geringfügig erholt zu haben. Aber es kann noch keine Entwarnung gegeben werden.
Irawadi-Delfine: Der natürliche Lebensraum von Irawadi-Delfinen in den tropischen Flüssen, Flussmündungen und flachen Küstengebieten ist durch Dammbauten und andere industrielle Einrichtungen stark gefährdet.

Australische Stupsfinnendelfine: Das Verbreitungsgebiet begünstigt, dass sie verstärkt unter der Wasserverschmutzung mit Pestiziden (besonders DDT) leiden und als Beifang in Fischernetzen und Hainetzen gefangen werden.

Hafenschweinswale: Sie haben das kleinste Verbreitungsgebiet (am nördlichen Ende des Golfes von Kalifornien (Mexiko) und im Mündungsgebiet des Colorado Flusses) aller Cetaceen und gehören zu den seltensten marinen Säugetieren. Ihr Bestand wird als stark gefährdet eingestuft. Das Überleben dieser Art gilt durch das Anstauen des Colorados und durch die starke Belastung durch Pestizide in ihrem Lebensraum als sehr unwahrscheinlich.

Indische Flussdelfine: Sie gehören zu den am stärksten bedrohten Cetaceen. Der Bestand ist durch Einschränkungen des Lebensraums, sowie Wasserverschmutzung, Dammbauten und Fischernetze sehr stark gefährdet.

Bolivianische Flussdelfine: Auch sie gehören zu den am stärksten bedrohten Cetaceen. Wasserverschmutzung und Eingrenzungen des Lebensraumes durch Dämme sowie Fischerei stellen die größte Bedrohung dar.

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La-Plata-Delfine: Der Bestand der La-Plata-Delfine ist vermutlich durch Fischernetze stark gefährdet.

Chinesische Flussdelfine: Sie sind schon seit über 2.000 Jahren bekannt, gelten aber inzwischen leider als ausgestorben.

Andere Arten, wie zum Beispiel einige Buckelwal-Populationen, haben sich in einigen Regionen in den letzten Jahren recht gut erholt.

Titelfoto: Ralf Kiefner – Atlantischer Nördlicher Glattwal