Retten Delfine Menschen?

Was steckt hinter den Heldentaten der Meeressäuger? (V)

Wale und Delfine – beide wecken unter Meeresfreunden, Umweltschützern, Tauchern, Meeresbiologen, Verhaltensforschern und vielen anderen große Emotionen. Der Kölner Unterwasserfotograf- und –filmer Ralf Kiefner hat sich ganz den Walen und Delfinen verschrieben. Vor wenigen Tagen ist seine Wal-App erschienen, die SW-online an dieser Stelle  vorgestellt hat.
Aus diesem Anlass beantwortet er uns in loser Folge aktuelle Fragen zum Thema Wale und Delfine, die nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch und vor allem für den ganz normalen Sporttaucher oder Hobbyschnorchler interessant sind.

In Folge 5 unserer Serie wollten wir von Ralf Kiefner wissen, was denn dran ist an den Geschichten, in denen Delfine in dramatischen Situationen plötzlich als Lebensretter für in Not geratene Menschen aufgetaucht sind.

Silent World fragt:
„Gerade am Roten Meer hört man immer wieder Geschichten, dass in Not geratene Schwimmer, Surfer oder Taucher von Delfinen gerettet oder zumindest so lange begleitet worden sind, bis Retter da waren. Es gibt sogar Berichte, dass Delfine solche in Not geratene Menschen vor Haien beschützt haben. Sind das nur moderne Märchen, oder ist da tatsächlich etwas dran. Gibt es gar verbürgte Berichte?“

Ralf KiefnerRalf Kiefner
Aus eigener Erfahrung kann ich dies weder bestätigen noch kann ich dem widersprechen. Ich kenne diesbezüglich keinen bestätigten Bericht. Aber natürlich ist ein Verhalten, bei dem Delfine einen in Not geratenen Menschen schützen oder gar helfen, durchaus denkbar.

Man muss dazu nur bedenken, dass Delfine und Wale Säugetiere sind. Die meisten Wale und Delfine haben ein besonders stark ausgeprägtes Fürsorgeverhalten oder Hilfsverhalten (epimelitisches Verhalten) für verletzte, kranke oder junge Mitglieder der eigenen Art, gelegentlich auch für artfremde Tiere, entwickelt. Sie helfen sich gegenseitig bei der Geburt, bei der Jagd oder bei der Verteidigung gegen Angreifer und verletzte Tiere werden zum Atmen über Wasser gehalten. Bei der Geburt helfen oft mehrere Weibchen, die als „Tanten“ bezeichnet werden. Wenn das Neugeborene nicht sofort nach der Geburt aus eigener Kraft zur Oberfläche schwimmen, werden sie von der Mutter oder den „Tanten“ zu ihrem ersten Atemzug an die Wasseroberfläche geleitet. Ein Verhalten bei dem Delfine in Not geratenen Menschen helfen, ist also durchaus denkbar.

 

Titelfoto: Manuela Kirschner