Ein Hoffnungszeichen aus der Wüste

Auf der Tauchbasis herrscht ein munteres Kommen und Gehen, im Restaurant muss der Gast, so er zwischen sieben und acht Uhr abends kommt, schon ganz genau hinschauen, um einen freien Platz zu bekommen. Über 1.000 Gäste seien im Moment da, behauptet das Management. Wer den Betrieb im Akassia-Hotel rund 20 Kilometer südlich von El Quesir dieser Tage erlebt, hat keinen Zweifel daran, dass die Zahlen stimmen. Andererseits bringen einen diese Bilder ins Grübeln. Was ist mit der großen Tourismuskrise in Ägypten. Ist sie nun vorbei oder ist das Doppelhotel einfach ein Sonderfall?

Werner

Werner Kiesewetter ist Leiter und Mitbesitzer der örtlichen Tauchbasis von diving.de. Er kann sich über einen Mangel an Arbeit derzeit nicht beklagen. Mehr als 50 Taucher werden hier täglich versorgt und die Hauptsaison hat noch nicht einmal begonnen. Warum läuft es hier besser, als anderswo? „Wir haben sehr viele Wiederholer hier. Viele wollten ja auch im Herbst kommen, aber sie konnten einfach nicht, wegen der Reisewarnungen.“ Dass das Hotel mitten in der Wüste, fernab jeglicher Siedlung, besonders beliebt ist, dokumentiert ein überdimensionales Schild in der Lobby, das den Besucher darüber informiert, dass das Hotel in den letzten beiden Jahren bei Trip-Advisor zum beliebtesten Familienhotel im Nahen Osten gekürt wurde – und das in Zeiten der Krise. Sogesehen scheint das Akassia mit seinen beiden Hotelteilen Calimera und LTI ein Einzelfall zu sein, eine Ausnahme, die die Regel bestätigt?

Das will Werner Kiesewetter so nicht stehen lassen. Auch im Akassia gab es dramatische Einbrüche bei den Besucherzahlen, aber weder im Hotel, noch in der Tauchbasis mußten Mitarbeiter entlassen werden. Natürlich spielen die Ferne und Abgeschiedenheit eine Rolle. Das subjektive Sicherheitsgefühl ist hier, wo das Auge außerhalb der Anlage nur Wüste oder Wasser wahrnimmt, deutlich größer. So war der Einbruch nicht ganz so stark und die fehlenden Gäste kamen früher zurück als andereswo.

Können die gebeutelten Mitbewerber nur neidvoll auf die Gästezahlen im Akassia blicken oder bergen sie auch Hoffung für die gesamte Tourismusbranche am Roten Meer? Werner Kiesewetter ist von Letzterem überzeugt. Er hat dafür auch einen interessanten Indikator parat. „Die meisten unserer Taucher sind ja Wiederholungsgäste. Die Krise haben wir aber am meisten dadurch gespürt, dass die Ausbildungen massiv zurück gegangen sind. Jetzt steigen die Ausbildungszahlen wieder.“ So glaubt er, dass die relativen guten Ergebnisse im Akassia ein Fingerzeig für die gesamte Branche werden könnten. „An Ostern war hier schon ausgebucht“, berichtet er. Die weitläufige Anlage hat weit über 600 Zimmer, darunter zahlreiche Familienappartements. Und die könnten sich in wenigen Wochen auch wieder bis zum Rand füllen, dann nämlich, wenn die Hauptsaison beginnt.

 

Text und Foto:Peter S. Kaspar