Der Gunung Agung grummelt

Bali fürchtet Ausbruch seines größten Vulkans

Er ist der heilige Berg der Balinesen, der 3142 Meter hohe Gunung Agung im Nordosten der Insel. Seit einigen Tagen sind erhöhte seismische Akitivitäten gemessen worden. So gab es über 170 kleinere Erdstöße. Auch haben Vulkanforscher einen Anstieg des Magmapegels festgestellt. Die Warnstufe für einen Ausbruch wurde gestern von drei auf vier erhöht. Das heißt, es haben ersten Evakuierungen begonnen. Bis zu 10.000 Menschen sind von den Hängen des Agungs in Sicherheit gebracht worden. Mehrere Tauchzentren sind von den Maßnahmen betroffen. Dagegen gelten die Tauchgebiete um Candidasa und Menjangang als sicher.

BVDR nimmt Taucher auf

Im Norden der Insel betreibt Roger Winter mit seiner Familie das Bali Villa Dive Resort. Er hat gute Verbindungen zum Krisenstab und informiert auf Facebook über die aktuelle Lage. Sein Resort in Sambirenteng liegt etwas auf halber Strecke zwischen Tulamben und Singaraja. Diese Gegend gilt als sicher, weil sie von zwei Felsriegeln geschützt ist und so ein möglicher Lavastrom nicht bis dorthin vordringen könnte. Aus diesem Grund sind aus vielen umliegenden Dörfer bereits Menschen nach Sambirenteng evakuiert worden. Auch das Bali Villa Dive Resort hat Taucher aufgenommen, von Tauchbasen, die aus Sicherheitsgründen vorsorglich geschlossen wurden. Trotzdem ist die Stimmung gut, wie Roger schreibt: „Alle Gäste des Bali Villa Dive Resort fühlen sich sehr wohl und es geht auch allen sehr gut – jeder genießt seinen Urlaub. Auch die am heutigen Tag hinzugekommenen Gäste anderer Resorts, die aus Sicherheitsgründen, die unterhalb des Vulkan Agung liegenden Resorts verlassen mussten, haben beste Laune und sind glücklich.“

Tiere wittern die Gefahr

Die unmittelbare Gefahrenzone umfasst neun Kilometer um den Krater. Auf einer Karte ist ersichtlich, wie die Experten die Gefahren in den einzelnen Regionen einschätzen. Rot bedeutet sehr hohe Gefahr, pink bedeutet generelle Gefahr und gelb eine gewisse Gefahr. Dass etwas im Gange ist zeigen auch natürliche Phänomene. So berichteten indonesische Medien, dass Affen und Schlangen den Agung verlassen würden.

Die Legende um den letzten Ausbruch

Das letzte Mal ist der Vulkan 1963 ausgebrochen. 1148 Menschen kamen damals ums Leben. Allerdings hatte die hohe Opferzahl einen ganz spezifischen Grund. Vor dem Ausbruch hatten sich Tausende Menschen im Muttertempel Besakih etwa auf halber Höhe des Agung zu einer hinduistischen Zeremonie versammelt, die nur alle 50 Jahre stattfindet. Der balinesischen Legende nach seien die meisten, die nach dem Ausbruch geflüchtet seien, um Leben gekommen. Die 500 aber die im Tempel verharrten, hätten überlebt, weil sich der Lavastrom unmittelbar vor der Anlage geteilt habe. Tatsächlich wurde der Besakih bei dem Ausbruch zwar schwer beschädigt, aber nicht zerstört.

Der Agung und die „Liberty“

Für Generationen von Sporttauchern hatte der Ausbruch übrigens eher angenehme Folgen. Ursprünglich lag das berühmteste Wrack Balis, die „Liberty“ am Strand. Sie wurde durch den Ausbruch 30 Meter tief ins Meer geschoben und da liegt sie heute noch.

Text: psk