Comeback mit Gepäck?

Laut dem Bundesverkehrsministerium darf Gepäck in Sharm-el Sheikh wieder in Flugzeuge verladen werden. Viele Reiseveranstalter bleiben aber skeptisch.

Die Meldung geisterte schon seit einigen Tagen durch das Internet: Flüge von Deutschland nach Sharm el Sheik sind wieder erlaubt. Die Sache hatte nur einen kleinen Haken: Als Quelle wurden ausschließlich ägyptische Medien zitiert. Gerade die haben sich in den vergangenen Monaten nicht immer als besonders zuverlässig erwiesen, wenn es um Meldungen aus dem Tourismusbereich ging. Immerhin wurden in den entsprechenden Meldungen das Bundes-Verkehrsministerium und das Luftfahrt-Bundesamt genannt. Doch auf Nachfrage beim Bundesamt wußte die Pressestelle nichts und verwies an das Ministerium.

Dort reagierte man schnell und knapp. Die Pressestelle des Ministeriums bestätigte gegenüber swo, dass seit dem 9. Mai aufgegebenes Gepäck vom Terminal 1 in Sharm auch wieder nach Deutschland transportiert werden darf. Allerdings fehlte auch nicht der dezente Hinweis darauf, dass Flüge nach Sharm ja nie verboten waren. Auch war es nicht verboten, Gepäck mit in den Sinai zu nehmen. Man mußte es eben nur beim Rückflug in Ägypten zurücklassen.

Kommt der Sinai nun zurück?

Die Entscheidung des Ministeriums ist ein wichtiger Schritt für die Wiederbelebung der Tourismusindustrie auf dem Sinai, die eigentlich schon in den letzten Zügen lag. Viele Hotels und Tauchbasen haben aufgegeben, manche zumindest auf Zeit zugemacht. Trotzdem wird sich nun nicht schlagartig alles ändern. Viele Reiseveranstalter sind nach wie vor skeptisch, was Ägypten betrifft. Schlimmer noch: Viele große Ferienflieger, wie etwa Condor, haben ihre Flüge nach Ägypten gehörig eingedampft. Ironischerweise ist es kaum noch möglich in den Süden, nach Marsa Alam zu fliegen – also ausgerechnet dort hin, wo die Hotels noch vergleichsweise gut besucht sind. Anderes Beispiel: Im Sommer fliegt Condor nicht einmal von der deutschen Hauptstadt nach Hurghada. Das verheißt nun für Sharm el Sheik wenig Aussicht auf eine schnelle Besserung.

Vielleicht kommt ja aber aus Berlin ein wenig Hoffnung. Dort hat die Air Berlin gerade ihr zehnjähriges Börsenjubiläum begangen. Viel Grund zum Feiern gab es nicht. Die Aktie, die in ihren besten Zeiten über 20 Euro kostete, ist gerade noch 80 Cent wert. Und eben in diesen besten Zeiten war die Air Berlin der wichtigste Ferienflieger nach Ägypten, besaß Linienstatus. Gerade unter Tauchern ist die Sehnsucht nach Sharm, Dahab oder Nuweiba in den letzten Monaten sehr groß geworden. Die werden schon den ein oder anderen Flieger füllen, der nun an die Südspitze des Sinais fliegt. Wenn der große Konkurrent Condor Ägypten verschmäht, könnte Air Berlin genau davon profitieren und seine prekäre Gesamtsituation vielleicht ein wenig aufhübschen.

Peter S. Kaspar

Foto: Air Berlin